Gedichte

Wenn es soweit ist

(Autor unbekannt)

Wenn es soweit ist

Bin ich dereinst gebrechlich und schwach
und quälende Pein hält mich ständig wach
- was Du dann tun mußt - tu es allein.
Die letzte Schlacht wird verloren sein.

Daß Du sehr traurig, verstehe ich wohl.
Deine Hand vor Kummer nicht zögern soll.
An diesem Tag - mehr als jemals geschehn -
muß Deine Freundschaft das Schwerste bestehen.

Wir lebten zusammen in Jahren voll Glück.
Furcht vor dem Muß? Es gibt kein Zurück.
Du möchtest doch nicht, daß ich leide dabei.
Drum gib, wenn die Zeit kommt, bitte mich frei.

Begleite mich dahin, wohin ich gehn muß.
Nur - bitte bleib bei mir bis zum Schluß.
Und halte mich fest und red mir gut zu,
bis meine Augen kommen zur Ruh.

Mit der Zeit - ich bin sicher - wirst Du es wissen,
es war Deine Liebe, die Du mir erwiesen.
Vertrauendes Schnüffeln ein letztes Mal -
Du hast mich befreit von Schmerzen und Qual.

Und gräme Dich nicht, wenn Du es einst bist,
der Herr dieser schweren Entscheidung ist.
Wir waren beide so innig vereint.
Es darf nicht sein, daß Dein Herz um mich weint!

Ausgesetzt

(Autor unbekannt)

Ausgesetzt

Du warst an einen Baum gebunden,
Dein kleiner Körper arg zerschunden.
Hast an den Boden Dich gedrückt
Und angsterfüllt mich angeblickt.
Hast Deine Zähne mir gezeigt,
Als ich mich Dir dann zugeneigt.
Still hab' ich mich zu Dir gesetzt,
Mit Tränen Dir Dein Fell benetzt.
Da fühlte ich auf meinem Arm
Plötzlich Dein Köpfchen, weich und warm.
Ich hab' Dich dann nach Haus genommen
Und meinen treusten Freund gewonnen.

Manchmal im Traum
Seh' ich den Baum,
Seh' ich den Strick,
Des Tieres Blick
Voll Leid und Schmerz.
Dann krampft sich mein Herz
Und ich wein' und schäme mich,
Ein Mensch zu sein.

Brief an Herrchen

(Autor unbekannt)

Liebes Herrchen,
Am Morgen bist Du sehr früh aufgestanden und hast die Koffer gepackt. Du nahmst meine Leine, was war ich glücklich! Noch ein kleiner Spaziergang vor dem Urlaub - hurra! Wir fuhren mit dem Wagen, und Du hast am Straßenrand angehalten. Die Tür ging auf, und Du hast einen Stock geworfen. Ich lief und lief, bis ich den Stock gefunden und zwischen meinen Zähnen hatte. Aber als ich zurückkam, warst Du nicht mehr da!

In Panik bin ich in alle Richtungen gelaufen, um Dich zu finden, aber vergebens.

Ich wurde immer schwächer von Tag zu Tag. Ein fremder Mann kam und legte mir ein Halsband um und nahm mich mit.

Bald befand ich mich in einem Käfig und wartete dort auf Deine Rückkehr. Aber Du bist nicht gekommen.

Dann wurde der Käfig geöffnet. Nein, Du warst es nicht - es war der Mann, der mich gefunden hat. Er brachte mich in einen Raum - es roch nach Tod. Meine Stunde war gekommen. Geliebtes Herrchen, ich will, daß Du weißt, daß ich mich trotz meines Leidens, das Du mir angetan hast, noch stets an Dein Bild erinnere.

Und falls ich noch einmal auf die Erde zurückkommen könnte - ich würde auf Dich zulaufen, denn …

 
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tiere/gedichte.txt · Zuletzt geändert: 11/04/2016 17:10 (Externe Bearbeitung)
 
 
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